Erschöpfung als gemeinsame Aufgabe und Chance


 

Wie wollen wir als Einzelner und als Gesellschaft mit dieser Erschöpfung des Erwachsenen als wahrgenommenes gesellschaftliches Phänomen umgehen? Wie kann es uns gelingen, Perspektiven und Wege der Abhilfe zu finden, ohne dem einzelnen Erwachsenen mit durchaus gutgemeinten Ratschlägen über Stressmanagement die alleinige Last auf die Schultern zu legen?

Aufgabe der Sozialwissenschaften ist es, gesellschaftliche Herausforderungen/Phänomene zu beobachten und zu analysieren sowie Vorschläge zur Bewältigung zu machen. Dabei haben sie den Einzelnen insbesondere in der Wechselwirkung mit seinem konkreten sozialen Lebensumfeld im Blick.

Aufgabe der Theologie ist ebenso, die gesellschaftlichen Herausforderungen wahrzunehmen sowie mit Empathie, Trost und Ermutigung zu reagieren und praktisch-diakonische Angebote zu entwickeln.

Im Matthäusevangelium wird uns berichtet, wie sehr Jesus daran gelegen war, gesellschaftliche Nöte wahrzunehmen und mit seinem Trost und Rat zu verbinden. So bewegte ihn - als er in den Städten und Dörfern seiner Zeit lehrte und heilte - die Erschöpfung und Orientierungslosigkeit der Menschen sehr:

 

Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben (Matthäus 9,36).

 

Und er gab seinem Mitgefühl durch Zuhören, Sprechen und Handeln vor Ort einen konkreten Raum. Sein Erbarmen und Mitfühlen mit dem erschöpften Volk, das keinen Hirten hatte, beinhaltete ein konkretes kostbares Geschenk für jeden Einzelnen. So sagt er in Matth 11,28-30:

 

Kommt zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid; ich will Euch erquicken. Nehmt auf Euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werden ihr Ruhe finden für Eure Seelen (Matthäus 11,28-30).

 

Mit diesem Vers hat Gott mir 1994 mein Vorurteil, das Christsein eine schwere Last ist, korrigiert. Lange Zeit fühlte ich mich oft unfrei, überfordert und vom Leben überwältigt. Durch meine Bemühungen, mich selbst daraus zu befreien, hatte ich mir zusätzlich Lasten aufgelegt, die mich sehr erschöpft hatten. Im Selbstversuch darf ich seit vielen Jahren zunehmende Befreiung von meinem Gefühl, eine vom Leben Überforderte und Überwältigte zu sein, erfahren > Meine Geschichte

 

Krise - Gefahr oder Chance

Die Identifizierung des erschöpften Erwachsenen stellt uns als Einzelner und als Gesellschaft vor eine große Herausforderung. Es ist eine Krisensituation, die hohe individuelle und gesellschaftliche Folgekosten - insbesondere für das Gesundheitswesen - mit sich bringt. In dieser Krise ist Querdenken und Neudenken erlaubt. Albert Einstein soll einmal gesagt haben,  "man kann Probleme nicht mit dem gleichen Denken lösen, welche sie hervorgebracht haben".

Mit dem Leben & Reife 18plus - Ermutigungskonzept möchte ich einen praktischen Wege aufzeigen, wie wir als Einzelne und als Gesellschaft die Krisensituation als Chance zur Veränderung sehen können. Die Aussage von Jesus in Matthäus 11,28-30 ist gleichzeitig eine Zusage: es gibt einen Weg für die gestresste und erschöpfte Seele zu einer Ruhe zu kommen. Dieser Weg ist im Eigenexperiment erfahrbar geworden, viele andere sind ihn auch gegangen.